Wenn der Vater mit der Tochter den Schwarzgurt macht


Wie in den vergangenen vier Jahren war auch heuer das team-a.fischer des Aichacher Taekwondo Studio (ATS) bei der letzten, bayernweit ausgeschriebenen Schwarzgurtprüfung des Jahres 2018 der Bayerische Taekwondo Union, dem einzigen, anerkannten Fachverband für Taekwondo im Deutschen Olympischen Sportbund, vertreten.

Zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte stellten sich neben der 17-jährigen Leonie Pauli auch ein Vater mit seiner 13-jährigen Tochter, Markus und Sena Rupprecht, der höheren Weihe des Meistergrades im Taekwondo.

 

50 Sportler aus allen Teilen Bayerns kamen kurz vor dem Weihnachtsfest nach Dillingen, um die Prüfung zum 1., 2., bzw. 3.Dan abzulegen. Abgenommen wurde die Prüfung von zwei hochkarätig besetzten Gremien, die von Heinrich Magosch und Reinhold Gruber, beide 9.Dan Taekwondo, geleitet wurden.

 

Da die drei Prüflinge auf beide Gremien verteilt waren, erwies es sich als Vorteil, dass neben Trainer Andreas Fischer auch Isabella Fischer den Prüflingen als Betreuerin zur Verfügung stand, denn auch sie gestaltete die Vorbereitungszeit sowohl als Trainingspartnerin als auch als Trainerin aktiv mit. 

 

Als erste Disziplin war das Vorprogramm der Poomsae, der Technikkampf gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner, an der Reihe. Dazu muss eine selbst gewählte Form des bisherigen Könnens und sofort im Anschluss die vom Prüfungsvorsitzenden ausgewählte Vorform fliesend dynamisch vortragen werden.

Während für Leonie die höchste Vorform vorgegeben wurde, mussten Sena und Markus jeweils eine Grundform zeigen. Nach diesem Vorprogramm war dann die neue Prüfungsform darzustellen. Allen drei Kandidaten gelang eine Präsentation, deren Einzeltechniken so zusammengesetzt waren, dass der Kampf gegen mehrere unsichtbare Gegner nachzuvollziehen war.

 

Im nächsten Prüfungsteil, dem Ein-Schritt-Kampf, greift ein Partner mit einer Faust- bzw. einer Fußtechnik an. Der Verteidiger hat nun die Aufgabe, seine Abwehrtechniken so auszuführen, dass er sich selbst effektiv verteidigt und der Abstand zum Körper des Angreifers nicht mehr zu sehen ist. Sowohl Markus als auch Leonie und Sena demonstrierten trotz vieler gesprungener Techniken geringen Abstand und Sicherheit bei der Ausführung. 

 

Nach einer kurzen Pause war nun der Bereich Vollkontakt an der Reihe. Zuerst musste nun die komplette Schutzausrüstung angezogen werden. Der erste Teil, die Zweikampfübungen, stellt das Vorzeigen schneller Ausweichbewegungen und gezielter Konter auf einen vorgegebenen Angriff in den Vordergrund, was allen drei Sportlern gut gelang. Schwieriger war der darauffolgende zweite Teil, der Freikampf, denn jetzt waren die Angriffe nicht vorgegeben und entsprechend musste auf die verschiedensten Angriffe ausgewichen und gekontert werden. 

 

Nach einer erneuten Wartezeit hieß das Thema Selbstverteidigung. Vor der Abwehr einer Vielzahl von Angriffen aus der langen, mittleren und Nahdistanz mussten die Prüflinge zuerst zeigen, dass sie abrollen, seitlich fallen und auch kontrolliert stürzen können. Als Sena die Fallschule und die Techniken zur Selbstverteidigung gezeigt hatte, hatte sie bereits alle Prüfungsteile hinter sich, denn sie durfte aufgrund ihres Alters nicht unter Beweis stellen, dass sie fähig ist, ein Brett zu zerschlagen

Dagegen mussten Leonie und Markus zu den oben genannten Angriffen noch Stock- und Messerattacken ausführen und zeigen, wie es gelingt, diese Angriffssituationen zu entschärfen bzw. den Angreifer außer Gefecht zu setzen, was ihnen beiden trotz aller Aggressivität überzeugend gelang.

 

Für Markus und Leonie bildete der Bruchtest den Schlusspunkt der Prüfung und den bis jetzt sehr positiven Verlauf der Prüfung zu einem guten Ende zu führen. Zwei Bretter mussten in Kombination und ein Brett im Sprung gebrochen werden. Während Markus nach dem Betreten der Kampffläche und dem offiziellen Ritual die Bretthalter in Stellung brachte, die Techniken ansagte und kurz darauf die Bretter entzwei gebrochen hatte, brauchte Leonie nach einem souveränen Sprungbruchtest für die Kombination ein neue Chance. Verärgert über das Misslingen gingen im zweiten Versuch dann beide Bretter wie selbstverständlich  zu Bruch. 

 

Dem praktischen Teil der Prüfung folgte die Auswertung mit dem anschließenden Zeremoniell der Ergebnisbekanntgabe und der Überreichung der Urkunden. Alle drei ATS-Sportler hatten sich selbst ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk gemacht und die Urkunde zum ersten Schwarzgurt in Empfang nehmen dürfen.  Und von ihrem Trainer bekamen alle drei den neuen schwarzen Gürtel umgebunden.

 

Markus und Sena sind ein gutes Beispiel dafür, dass Taekwondo keine Frage des Alters ist. Man kann als Kind ebenso wie im reiferen Alter mit Taekwondo beginnen.

 

 

 

Das schreibt die Presse: